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Binnenschifffahrtsmuseum Oderberg
Heimatstube Hohensaaten
Ringofen Altglietzen
Dorfkirche Neutornow
Fontanehaus Schiffmühle
Schöpfwerk Neutornow
Missionshaus Malche Bad Freienwalde
Haus der Naturpflege Bad Freienwalde
Oderlandmuseum Bad Freienwalde
Oderbruch Museum Altranft
Europabrücke Neurüdnitz-Siekierki
Kolonistendorf Neulietzegöricke
Dorfkirche Altwustrow
Ersatzkirche Altwriezen
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Marienkirche Wriezen
Thaer Ausstellung Möglin
Heimatstube Bliesdorf
Chamisso Museum Kunersdorf
Flussgott Viadrus Güstebieser Loose
Heimatstube Neulewin
Lindenallee Neubarnim
Alter Fritz Denkmal Neutrebbin
Heimatstube Langes Haus Altfriedland
Schul- und Bethaus Wuschewier
Kolonistenkirche Sietzing
Schinkels Molkenhaus Bärwinkel
Dorfschule Neuhardenberg
Bockwindmühle Wilhelmsaue
Letschiner Heimatstuben
Jüdischer Friedhof Groß Neuendorf
Kulturhafen Groß Neuendorf
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Heimatstube Wollup
Spritzenhaus Gusow
Korbmachermuseum Buschdorf
Schul- und Bethaus Altlangsow
Dorfmuseum Friedrichsaue
Simonsche Anlagen am Schweizerhaus Seelow
Filmmuseum Golzow
Kirchenruine Podelzig
Kriegsschauplatz Schloss Klessin
Museum Haus Lebuser Land

Chamisso Museum Kunersdorf

2019 eröffnete in Kunersdorf ein Museum über den deutsch-französischen Dichter, Botaniker, Naturforscher und Weltreisenden Adelbert von Chamisso.

Das Chamisso Museum widmet sich dem deutsch-französischen Dichter, Naturforscher und Weltreisenden Adelbert von Chamisso (1781-1838). Er war im Sommer 1813 Gast im einstigen Kunersdorfer Schloss und schrieb hier die Märchennovelle »Peter Schlemihls wundersame Geschichte«, die heute zur Weltliteratur gehört. 1815–1818 nahm er an einer dreijährigen Weltreise teil. Sein Lebensweg ist inspirierend und einzigartig zugleich. Die Kunersdorfer Kirche, die Grabkolonnade, ein adliges Erbbegräbnis und Kunstwerk von europäischem Rang befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Museums.

Chamisso Museum Kunersdorf

Dorfstraße 1
16269 Bliesdorf OT Kunersdorf

Öffnungszeiten

ganzjährig

Mittwoch bis Sonntag

11-18 Uhr

Eintrittspreis

Eintritt 3 €

mit Führung 5 €

Kultur & Gastro

Schlemihls wundersame Geschichte

Ein Reisebericht von Michael Anker

Wer hätte gedacht, dass sich im Oderbruch weitere Spuren literarischer Hochkultur finden lassen. In Schiffmühle (Episode 4) stießen wir bereits auf die Geschichte des Literaten Theodor Fontane beziehungsweise seines Vaters. Nun erweist sich Theodor erneut als wunderbarer Reiseführer durch die Region. Er führt uns nach Kunersdorf (bis 1945 Cunersdorf), dem er in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ ein eigenes Kapitel widmete.

Episode 12

Cunersdorf war in der Epoche des Preußenkönigs Friedrich II. ein bekannter Ort. Die Frauen von Friedland entwickelten ihn zu einem der geistig kulturellen Zentren der Mark, in dem bekannte Größen aus Politik, Wissenschaft und Kunst verkehrten. Und hier stoßen wir auch auf den Dichter und Naturforscher Adelbert von Chamisso. Der Kulturerbe-Ort „Chamisso-Museum“ auf dem Musenhof Kunersdorf erinnert an sein Leben und seine Arbeiten. Chamisso schrieb 1813 im Schloss Cunersdorf (im April 1945 zerstört) sein wohl bekanntestes deutschsprachiges Werk, die Novelle „Peter Schlemihls wundersame Geschichte".

Mitten in den Feldern des Bruchs, zwischen Wriezen und Seelow, leuchtet wie ein Kleinod, das von Margot Prust und ihrem Verein ins Leben gerufene Chamisso-Museum. Mit seiner wunderbaren Ausstellung und seinem schönen Garten erzählt es die Geschichte von Chamisso, aber auch die der Frauen von Friedland. „Innerhalb von vier Jahren haben wir es allein mit Hilfe von privaten Spendern geschafft, diesen Ort der Begegnung einzurichten. Mit Crowdfunding und Benefizkonzerten bekamen wir die Gelder zusammen, um das Museum einzurichten. Im April 2019 konnten wir dann letztendlich eröffnen“, erzählt Margot Prust, die Eigentümerin des Hauses. Zu Hilfe kam den Initiatoren der Umstand, dass in der Berliner Staatsbibliothek der gesamte Nachlass Chamissos, gesammelt in 34 Kisten, vorhanden ist. Damit sei die Basis geschaffen worden, um die Ausstellung auf wissenschaftliche Füße zu stellen. Ein Raum des Museums widmet sich mit der Literatursammlung dem „Schlehmihl“, in einem weiteren Raum wird mit originalen Tagebuchaufzeichnungen und Original-Lithografien die Weltreise inszeniert. Von etwa 400 Schlemihl-Werkausgaben weltweit besitzt das Museum 120, zum Teil mit hochwertigen Illustrationen ausgestattet. Da Chamisso hautberuflich aber Naturwissenschaftler und Botaniker war, gibt es natürlich auch einen Raum der der Botanik gewidmet ist. „Wir haben außerdem versucht, die kulturhistorische Geschichte des Ortes einzubeziehen. Die Frauen von Friedland waren ja schon durch Fontane bekannt“, so Margot Prust bei einer Führung durch das Privat-Museum. Sie hatte das Haus mit viel Herzblut restaurieren lassen. „Vielleicht können Sie sich vorstellen, wie das Haus nach 60 Jahren Staatseigentum aussah. Es war runtergewirtschaftet. Ich habe mein Erbe, mein Elternhaus im Berliner Raum verkauft und alles hier reingesteckt. Ich gehe langsam auf die Achtzig zu, nun geht es darum dieses Objekt zu erhalten.“

Den „eigenen Ruhm“, wie Fontane schreibt, erwirbt sich Cunersdorf erst durch die Hand ebenjener Frauen von Friedland. General Hans Georg Sigismund von Lestwitz bekam, nachdem er 1760 einen entscheidenden Beitrag zum preußischen Sieg in der Schlacht von Torgau leistete, von Friedrich dem Großen das Amt Friedland geschenkt. Unsicher darüber welche Eigentums- bzw. Erbverhältnisse er damit erworben hatte, kaufte er 1766 zusätzlich das benachbarte Cunersdorf. Er wollte seiner einzigen Tochter ein Gut als Erbe hinterlassen. Tochter Helene Charlotte von Lestwitz erbte nach dem Tod des Preußengenerals 1788 die ganze Herrschaft Friedland. Nach einer unglücklichen Ehe, an die sie nicht erinnert werden wollte, führte sie mit Erlaubnis des Königs den Namen Frau von Friedland. „Gleichzeitig kehrte sie nach Schloß Cunersdorf, in das elterliche Haus zurück und lebte daselbst ausschließlich der Erziehung ihrer Tochter und der Ausbildung ihres eigenen Geistes“, lesen wir bei Fontane. Sie übernahm sofort die Verwaltung der Güter. „…da es ihrem scharfen Auge nicht entging, daß die Bewirtschaftung, um zu größeren Erfolgen zu gelangen, vor allem eines größeren Betriebskapitals als bisher bedürfe, so verkaufte sie ihren Schmuck und ihre Juwelen, um sich in den Besitz eines solchen Kapitals zu bringen.“ General von der Marwitz im nahen Friedersdorf schrieb voller Bewunderung: „Das meiste in der Landwirtschaft – ungefähr alles, was ich nicht schon aus der Kindheit wußte und nachher aus der Erfahrung erwarb – habe ich von einer sehr merkwürdigen Frau in unserer Nachbarschaft gelernt, von einer Frau von Friedland. …Sie war aber nicht bloß eine Landwirtin, sondern eine höchst geistreiche und in allen Dingen unterrichtete Frau. Ich schulde ihr sehr viel…“ Ähnlich bewundernd äußert sich Albrecht Daniel Thaer, der etwa zur selben Zeit die moderne Landwirtschaft in Möglin erforscht (Episode 7). „Heute von morgens sechs Uhr an, bis jetzt, abends zehn Uhr, hat sie uns nicht fünf Minuten Ruhe gelassen. Wir haben gewiß vier Spann Pferde müde gefahren. So etwas von Aktivität ist mir noch nie vorgekommen. Sie hat über ein Dutzend Verwalter, Schreiber und Meier, und dennoch kennt sie jeden kleinen Gartenfleck, jeden Baum, jedes Pferd, jede Kuh, und bemerkt jeden kleinen Fehler, der in der Bestellung vorgefallen ist, jede Lücke in einer Hecke, jeden falschgestellten Pflug.“ Die Frau von Friedland starb 1803 noch nicht neunundvierzig Jahre alt.

Ihre einzige Tochter, Henriette Charlotte, heiratete Peter Alexander von Itzenplitz. Beide führten ihre für die damalige Zeit mustergültigen Güter. Henriette Charlotte trat in allen Bereichen die Erbschaft ihrer Mutter an: „Die persönlichen Neigungen der Tochter lagen im wesentlichen nach derselben Seite hin wie die der Mutter; die Wissenschaften standen in erster Reihe, unter diesen die Botanik obenan, und Klaproth, Wildenow, Lichtenstein, Erman, beide Humboldts, Leopold von Buch, dazu Savigny, Ranke, Knesebeck, Reden, Marwitz, Oberst von Romberg, vor allem der alte Oberpräsident von Vincke, waren Freunde und Gäste des Hauses. Aber, wie schon angedeutet, der Kreis war doch ein weiter gezogener, als früher, und die Kunst, deren erstes Dämmern in diesem Lande Frau von Friedland nur eben noch erlebt hatte, fand jetzt ein eingehenderes Verständnis und soweit es die Zeit und Mittel eines Privathauses überhaupt gestatteten, auch Förderung und Pflege. Rauch, Friedrich Tieck, Wach (der beiden Altmeister Schadow und Weitsch zu geschweigen) traten, teils gesellschaftlich, teils künstlerisch, in nähere Beziehung zu dem Itzenplitzschen Hause… Das Jahr 1813 brachte noch einen anderen Gast nach Schloß Cunersdorf und mit seinem Besuche schließen wir wie mit einem Idyll. Dieser Gast war Chamisso“, so der Chronist Fontane. Folglich kannte er auch den Grund für Chamissos Besuch bei der Familie von Itzenplitz.

„Chamisso, bekanntlich infolge der französischen Revolution aus Frankreich emigriert, hatte als preußischer Offizier die unglückliche Kampagne von 1806 und speziell die Kapitulation von Hameln mit durchgemacht. Seitdem lebte er ausschließlich den Wissenschaften, besonders dem Studium der Botanik. Im Frühjahr 1813 waren seine Mittel erschöpft und Professor Lichtenstein, dem Itzenplitzschen Hause befreundet, empfahl den jungen Botaniker nach Cunersdorf hin, wo er, nach bald erfolgtem Eintreffen, die Anlegung einer großen Pflanzensammlung unternahm, eines Herbariums, das einerseits die Flora des Oderbruchs, andererseits alle Garten- und Treibhauspflanzen des Schlosses selbst enthalten sollte. Chamisso verweilte einen Sommer lang in dieser ländlichen Zurückgezogenheit und unterzog sich seiner Aufgabe mit gewissenhaftem Fleiß. Das von ihm herrührende Herbarium existiert noch. Die Mußestunden gehörten aber der Dichtkunst, und im Cunersdorfer Bibliothekzimmer war es, wo unser Chamisso, am offenen Fenster und den Blick auf den schönen Park gerichtet, den »Peter Schlemihl«, seine bedeutendste und originellste Arbeit niederschrieb.“ Die Geschichte des Peter Schlemihl handelt von einem Mann der seinen Schatten an den Teufel verkauft. Sie wurde die Vorlage für viele Adaptionen und regte zahlreiche Künstler zu Illustrationszyklen an.

Der Musenhof trägt seinen Namen zurecht, kann sich doch der Oderbruch-Reisende hier einen wunderbaren Moment der Ruhe und Entspannung gönnen, bevor er die Baudenkmale von Kunersdorf besucht. Da wäre die von 1950 bis 1955 erbaute Kirche mit ihrem für die Gegend ungewöhnlichen Kuppeldach, der Schlosspark an dessen Planung möglicherweise Peter Joseph Lenné beteiligt war oder das Erbbegräbnis der Familie von Lestwitz-Itzenplitz. Es wurde nach Plänen von Carl Gotthard Langhans (Brandenburger Tor) im Stil des deutschen Klassizismus entworfen. Die Grabstelen und Urnen wurden unter anderem von Johann Gottfried Schadow, Christian Daniel Rauch, Karl Friedrich Schinkel und Hugo Hagen entworfen.

Bisher erschiene Episoden können Sie unter folgendem Link lesen: https://blog.oderbruchmuseum.de/category/reise-durch-die-kulturerbe-orte/

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