Letschiner Heimatstuben
Letschin gilt als die heimliche Hauptstadt des Oderbruchs. Die Letschiner Heimatstuben sind das Geschichts-, Veranstaltungs- und Begegnungszentrum der Gemeinde. Sie geben Einblick in die Geschichte Letschins und seiner Ortsteile. Ein Ausstellungsraum ist dem Dichter Theodor Fontane (1819-1898) gewidmet, dessen Vater in Letschin eine Apotheke betrieb. Es finden übers ganze Jahr Ausstellungen, Lesungen und Vorträge statt. Im Dorf finden Sie zudem verschiedene Einkaufsmöglichkeiten und gastronomische Angebote.
Letschiner Heimatstuben
Letschiner Birkenweg 1
15324 Letschin
Öffnungszeiten
April bis September
Mittwoch bis Freitag 11-17 Uhr
Samstag & Sonntag 14-17 Uhr
Oktober bis März
Mittwoch bis Freitag 11-17 Uhr
Samstag & Sonntag geschlossen
oder nach Vereinbarung
Eintrittspreis
Erwachsene 3 €
ermäßigt 1,50 €
Veranstaltungen
Kultur & Gastro
Geschichte ist langweilig? Von wegen!
Im Trickfilmworkshop mit Mathide Scholz und Johanna Ickert im Boberhaus Letschin entwickelten Jugendliche ihre ganz eigene Erzählung von der Vergangenheit. Dabei untersuchten sie z.B. warum es im Oderbruch heute Gräben statt Sümpfe gibt und warum diese Region schon immer Siedler aus verschiedenen Regionen angezogen hat. Inmitten dieser historischen Themen entdeckten die Kids ihre eigenen Geschichten und ließen mittels der Stop-Motion Technik einen Film entstehen. Und dabei wurde groß gedacht: ganze Eisblöcke aus Knete schmelzen und formen dabei die Landschaft des Oderbruches, ein gezeichnetes Huhn rettet sich während eines Hochwassers auf einem Kirchturm und und und. Die Hintergrundinformationen für diese Geschichten haben die Kids während eines Besuches in der Heimatstube Letschin erhalten. Als Kulturerbe-Ort stand sie für das von der KAG Kulturerbe-Oderbruch geförderte Projekt bei inhaltlichen Fragen zu Seite.
Der versteckte König
Ein Reisebericht von Michael Anker
In dieser Episode, in Letschin, stoßen wir wieder auf zwei bekannte Namen, Fontane und Friedrich den Großen, sowie auf einen weit zurückliegenden Mord. Vorerst besuchen wir aber einen weiteren Kulturerbe-Ort, die Letschiner Heimatstuben. Am Eingang des alten Fachwerkhauses warten bereits dessen Leiter Edgar Petrick und die Vorsitzende des Heimatvereins, Gabriele Axmann, um uns durch die Sammlung zu führen und spannende Geschichten zur Entwicklung Letschins zu erzählen.
Episode 15
Der Weg zu den Heimatstuben führt durch den Birkenweg, eine kleine Gasse, die früher Leichengang hieß. Sie war einst der Weg von der Kirche zum Friedhof. Etwa um 1838 wurde dort das ehemalige Lehrerwohnhaus erbaut, in dem sich heute die Heimatstuben befinden. In den unteren Etagen waren vier Wohnungen untergebracht, jeweils eine Stube und eine Kammer. Im Flur befand sich um einen Mantelschornstein herum die sogenannte schwarze Küche. „Man vermutet, dass ab 1892 im ehemaligen Lehrerwohnhaus alte und pflegebedürftige Einwohner ohne eigenes Vermögen Unterkunft und Fürsorge fanden. Alte Letschiner kennen das Gebäude noch unter dem Namen Armenhaus. Später wurde es dann als normales Wohnhaus genutzt“, erzählt Edgar Petrick. Nachdem das Haus 1990 in die Kreisdenkmalliste aufgenommen wurde, beschloss die Gemeinde umfangreiche Sanierungen. Im Februar 1994 wurde das kleine Dorfmuseum offiziell eingeweiht. „Vor diesem Termin existierte schon der Grundstock des Fundus zur Geschichte Letschins, die im Wesentlichen auf die Sammlung des Quappendorfer Lehrers Ernst Tietze und die Arbeit von Alfred Böhme im DDR-Kulturbund zurückgehen. Die Sammlungsstücke waren bis dahin in der ehemaligen Schule untergebracht“, so Edgar Petrick. Drei Monate zuvor, im Dezember 1993 gründete sich der Letschiner Heimatverein, der fortan das Museum betreuen sollte.
In den Morgenstunden des 12. Novembers 1999 schlugen Flammen aus dem Dachstuhl der Heimatstuben. Mobiliar und ein Teil der historischen Kleidersammlung wurden Opfer des Feuers. Fast alle Exponate im Erdgeschoß, so zum Beispiel die Biedermeiermöbel des Fontanezimmers, konnten hingegen gerettet werden. Anfang 2001 konnte das Dorfmuseum wiedereröffnet werden. Die Heimatstuben sind nicht nur ein musealer Ort, sondern sie werden von der Gemeinde aktiv genutzt. Die Senioren treffen sich, die Kreismusikschule probt und Ortsbeitratssitzungen werden dort abgehalten. Edgar Petrick verweist zudem auf das umfangreiche Jahresprogramm des kleinen Museums mit Lesungen, Ausstellungen und Vorträgen.
Warum befindet sich im Erdgeschoss ein Fontanezimmer? Gabriele Axmann klärt auf. „Von 1838 bis 1850 betrieb Theodors Vater Louis Henri die Apotheke in Letschin. Am nördlichen Kreisverkehr steht eine Büste des Salbenmischers an der Stelle, wo sich einst seine Wirkungsstätte befand. In jenem Haus machte der Apotheker und spätere Schriftsteller Theodor Fontane in den 1840er Jahren ein Praktikum bei seinem Vater.“ Gabriele Axmann hält eine weitere Überraschung für den neugierigen Besucher bereit. Es scheint wohl so zu sein, dass Fontane seine bekannte Kriminalnovelle „Unterm Birnbaum“ in Letschin angesiedelt hat. Im Gasthof „Zum alten Fritz“ sei die Romanfigur Szulski gewaltsam zu Tode gekommen und vom Gastwirt Abel Hradscheck im Keller verscharrt worden. Die alte Nachbarin Jeschke beobachtet in der Mordnacht eine verdächtige Szene: Trotz eines starken Sturms gräbt Hradscheck ein Loch im Garten unter dem Birnenbaum. Dort sucht die Polizei aber vergeblich und findet nur das 20 Jahre alte Skelett eines französischen Soldaten. Dem Gastwirt kann das plötzliche Verschwinden des Szulskis nicht zur Last gelegt werden. Letztlich kommt auch Hradscheck unter mysteriösen Umständen im Keller zu Tode. Soweit Gabriele Axmanns kurze Zusammenfassung des Inhalts des Fontane-Krimis.
Der Letschiner Gasthof „Zum alten Fritz“ ist seit Jahren geschlossen. Seinen Dornröschenschlaf bewacht indes der alte Preußenkönig selbst. Auch er hat eine bewegte Geschichte zu erzählen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden auf dem Gebiet der ehemaligen DDR unter anderem alle Statuen der Preußenzeit als militaristisch abgelehnt und entfernt. So auch das bronzene Standbild des im Oderbruch verehrten Preußenkönigs Friedrich II. Die Bewohnern Letschins retteten das vom Bildhauer Hans Weddo von Glümer 1905 geschaffene Werk vor dem Einschmelzen und versteckten es in einer Scheune. Dort stand der Alte Fritz unbehelligt viele Jahre. Für Kundige war sein Versteck ein offenes Geheimnis. Selbst für die in der DDR beliebte Fernsehsendung „Außenseiter-Spitzenreiter“ wurden 1984 die Scheunentore geöffnet. Zur 650 Jahrfeier Letschins im Juni 1986 holten Mitglieder des Kulturbundes und der Wirt des Gasthofs „Zum alten Fritz“ den König aus der Scheune und stellten ihn in der Nacht vom Samstag zum Sonntag auf dem Marktplatz auf. Die Stasi bekam davon Wind und entfernte das Denkmal. Inzwischen bestand längst keine Gefahr mehr für die Statue, denn in der DDR hatte ein Umdenken über den Alten Fritz eingesetzt. Die Figur wurde zum Restaurieren nach Potsdam gebracht und nur dem andauernden, energischen Nachfragen der Mitglieder des Kulturbundes ist es zu verdanken, dass sie nicht irgendwo verschwand. Im Juni 1996 wurde der Alte Fritz wieder in Letschin aufgestellt.
Bisher erschiene Episoden können Sie unter folgendem Link lesen: https://blog.oderbruchmuseum.de/category/reise-durch-die-kulturerbe-orte/
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