Schiffshebewerk Niederfinow
Das Schiffshebewerk Niederfinow wurde 1934 eingeweiht und ist damit der älteste noch arbeitende "Schiffsfahrstuhl" seiner Art in Deutschland. Als wäre das nicht genug, wurde ihm 2022 ein neues und noch größeres Hebewerk zur Seite gestellt. Ein Traum nicht nur für Technikenthusiasten sondern auch für Geschichtsinteressierte: Beide Hebewerke, die Vier-Treppen-Schleuse und die Lieper Schleuse mit dem angrenzenden Finowkanal zeugen so von 400 Jahren Wasserbaugeschichte am Rande des Oderbruchs.
Besuchen Sie diese einzigartige Ingenieursleistung - 100tausend Besucher und Besucherinnen im Jahr können nicht irren. Es gibt Führungen und man kann bei der Fahrgastschiffahrt Neumann sogar Bootstouren buchen.
Weitere Informationen finden Sie unter schiffshebewerk-niederfinow.com.
Schiffshebewerk Niederfinow
Hebewerkstraße 70a
16248 Niederfinow
Öffnungszeiten
Infozentrum
04.03.23 bis 31.10.23
täglich 10-18 Uhr
01.11.23 bis 01.01.24
täglich 10-16 Uhr
Besichtigungen
04.03.23 bis 31.10.23
täglich 8-20 Uhr
01.11.23 bis 01.01.24
täglich 9-17 Uhr
Touren
Kultur & Gastro
Zwei Fahrstühle ins Oderbruch
Ein Reisebericht von Michael Anker
Schon von Weitem sind sie zu sehen, die beiden Kolosse von Niederfinow. Das alte und das neue, erst im Oktober 2022 eröffnete, Schiffshebewerk. Die beiden gigantischen Fahrstühle befördern Güter- und Passagierschiffe vom 36 Meter höher gelegenen Oder-Havel-Kanal ins Oderbruch oder zurück. Anlässlich der Übergabe des Neubaus, wurde dem alten Hebewerk die Ehre zuteil, zum Kulturerbe-Ort des Oderbruchs erklärt zu werden. Das zuvor bereits zum technischen Denkmal erhobene alte Schiffshebewerk ist das älteste noch in Betrieb befindliche Deutschlands. Mindestens weitere fünf Jahre lang soll das auch so bleiben. Die Seniorin aus Stahl bleibt in Reserve, falls ihrem Sprössling aus Beton mal unwohl sein sollte. Eine sinnvolle Entscheidung, denn bereits die Niederkunft des Neuen war mit allerlei Geburtswehen verbunden.
Episode 17
Schon von Weitem sind sie zu sehen, die beiden Kolosse von Niederfinow. Das alte und das neue, erst im Oktober 2022 eröffnete, Schiffshebewerk. Die beiden gigantischen Fahrstühle befördern Güter- und Passagierschiffe vom 36 Meter höher gelegenen Oder-Havel-Kanal ins Oderbruch oder zurück. Anlässlich der Übergabe des Neubaus, wurde dem alten Hebewerk die Ehre zuteil, zum Kulturerbe-Ort des Oderbruchs erklärt zu werden. Das zuvor bereits zum technischen Denkmal erhobene alte Schiffshebewerk ist das älteste noch in Betrieb befindliche Deutschlands. Mindestens weitere fünf Jahre lang soll das auch so bleiben. Die Seniorin aus Stahl bleibt in Reserve, falls ihrem Sprössling aus Beton mal unwohl sein sollte. Eine sinnvolle Entscheidung, denn bereits die Niederkunft des Neuen war mit allerlei Geburtswehen verbunden.
Die Einweihung des neuen Hebewerks 2022 ist der Höhepunkt einer 400 Jahre währenden Wasserbaugeschichte am Rande des Oderbruchs. Sie begann im 16. Jahrhundert mit dem Bau des Finowkanals, der ersten künstlichen Wasserstraße Deutschlands. Mit der Eröffnung des Hohenzollernkanals 1914, der heutigen Havel-Oder-Wasserstraße, und des Schiffshebewerks Niederfinow 1934 verlor der Finowkanal nach und nach an Bedeutung. Zum historischen Ensemble gehören außerdem die Vier-Treppen-Schleuse und die Lieper Schleuse.
Um den beiden technischen Wunderwerken wirklich näher zu kommen, empfiehlt sich eine Schifffahrt durch die Hebewerke. Sie beginnt entweder am Anleger direkt in Niederfinow oder in Oderberg. In unserem Fall führte die Fahrt zuerst mit dem neuen Aufzug nach oben, dann durch den Vorhafen und durch das alte wieder nach unten. Vom Deck des Schiffes aus sind die Dimensionen der Hebetröge und der Stahlseile, die sie halten, sichtbar. Riesige Ausgleichsgewichte sorgen dafür, dass die Massen von 9800 Tonnen beim neuen beziehungsweise 4200 Tonnen beim alten Hebewerk, von jeweils nur vier Elektromotoren bewegt werden können.
In einer, nach heutigen Verhältnissen kurzen Bauzeit von acht Jahren, zwischen 1926 und 1934, wurde aus tausenden Tonnen Stahlträgern ein 60 Meter hohes, 100 Meter langes und 28 Meter breites Gerüst errichtet. Etwa vier Millionen Nieten halten die Konstruktion zusammen. Obwohl es im Gegenlicht ziemlich filigran aussieht, war es seiner Zeit das größte Schiffshebewerk der Welt. Sein Trog im Inneren konnte vier der damals üblichen Finowmaßkähne aufnehmen. In etwa fünf Minuten überwanden sie so die 36 Meter Höhenunterschied. Im Vergleich zur Fahrt über die benachbarte Schleusentreppe konnten die Schiffer gut anderthalb Stunden einsparen. Der 85 Meter lange und zwölf Meter breite Trog wird von 256 Tragseilen von je 52 Millimeter Stärke gehalten. An ihren Enden hängen 560 Betongewichte, jedes sieben Tonnen schwer. Sie schaffen einen Gewichtsausgleich, sodass nur vier Elektromotoren mit jeweils 75 PS benötigt werden, den Trog samt Inhalt zu heben.
Jährlich besuchen mehr als Hunderttausend Gäste das alte Industriedenkmal. Vom Parkplatz aus führt ein Fußweg nach oben zu den beiden Schiffshebewerken. Jeweils über eine Kanalbrücke sind sie mit dem Oder-Havel-Kanal verbunden. Der Umgang um das alte Hebewerk bietet nicht nur die hautnahe Berührung mit dem Koloss, er gestattet bei gutem Wetter einen weiten Blick ins Oderbruch. Auch die Dimensionen und die moderne Gestalt des neuen Schiffshebewerks lassen sich aus dieser Perspektive gut erleben.
Bereits 2014 sollte das neue Schiffshebewerk Niederfinow Nord in Betrieb gehen. Das Bauvorhaben wurde 2002 offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt, der Bauauftrag 2008 vergeben und 2009 feierlich der Grundstein gelegt. Dann sollte es aber doch noch bis Oktober 2022 dauern, bist das erste offizielle Schiff den Fahrstuhl auf seiner Fahrt von der Oder nach Berlin durchquerte. Gemessen an dieser Bauzeit, ist die Leistung der damaligen Ingenieure und der vor etwa 90 Jahren am Bau beteiligten Firmen des alten Hebewerks nicht hoch genug einzuschätzen.
Bisher erschiene Episoden können Sie unter folgendem Link lesen: https://blog.oderbruchmuseum.de/category/reise-durch-die-kulturerbe-orte/
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7. Dezember 2024
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Werkstatt für ländliche Kultur